Im Rahmen einer langfristigen Wiederansiedlungsinitiative wurden kürzlich zwei Jungluchse – ein jeweils einjähriges Weibchen und Männchen – in einem Waldgebiet der Woiwodschaft Westpommern im Nordwesten Polens in die Freiheit entlassen. Dank der Zusammenarbeit zwischen der Westpommerschen Naturgesellschaft (ZTP) und Rewilding Oder Delta (ROD) wurden drei Tiere im Februar von einem deutschen Tierpark nahe Hamburg in das Dzika Zagroda Gehege bei Miroslawiec, Polen, gebracht.
Nach ihrer Ankunft in Polen wurden die Luchse zuerst in große Gehege entlassen, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Nach einer mehrwöchigen Eingewöhnungsphase und regelmäßiger Beobachtung beschlossen die Experten vor Ort, dass einer der Jungluchse zur Auswilderung bereit sei, da er ein natürliches Jagdverhalten als auch eine Scheu vor Menschen zeigte. Zusammen mit einem anderen Weibchen, welches ZTP letztes Jahr aufgenommen hatte, wurde der mit einem Halsband besenderte Jungluchs in einem natürlichen Waldlebensraum freigelassen.
Seit 2019 hat die Westpommersche Naturgesellschaft (ZTP) insgesamt 70 Luchse erfolgreich in den Wäldern Westpommerns ausgewildert. Die nun neu ausgewilderten Luchse werden den Genpool dieser baltischen Subpopulation diversifizieren und stärken.
Die stärkste Bedrohung für Europas größte Wildkatze ist nach wie vor der Mensch – hauptverantwortlich ist der Verlust und die Zerstückelung natürlicher Lebensräume durch den Bau neuer Infrastrukturen, gefolgt von Wilderei. Der dramatische Rückgang der Luchsbestände in vielen Regionen Europas und das wachsende ökologische Bewusstsein der Öffentlichkeit haben zu verstärkten Bemühungen geführt, diese seltene Tierart zu retten. Die im Nordwesten Polens ausgewilderten Luchse entwickeln sich erfreulicherweise gut, und ZTP und ROD arbeiten eng zusammen, um diesen positiven Trend zu erhalten.
Als Spitzenprädator spielt der Luchs eine wichtige Rolle bei der Regulierung ausgeglichener Populationen anderer Tierarten, wie z.B. kleinerer Säugetiere und des Rehwilds. Er trägt damit erheblich zur natürlichen Regeneration von Flora und Fauna bei, erhöht die Artenvielfalt und letztlich die Resilienz des gesamten Ökosystems.
Die Auswilderung wird durch den kürzlich von Rewilding Europe eingerichteten Wildlife Comeback Fund unterstützt, der die Wiederansiedlung von Arten und die Stärkung der Populationen auf dem gesamten Kontinent zum Nutzen von Natur und Mensch fördern soll.
Kontakt:
Wiebke Brenner • Artenschutzreferentin
Tel +49 178 206 4737
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