Ein Meer der Möglichkeiten: Gemeinsam für den Schutz der Ostsee

Oktober 8, 2025

Die Ostsee steckt in einer Krise – Überdüngung, intensive Nutzung und der Verlust wertvoller Lebensräume setzen ihr zu. Gleichzeitig zeigen aktuelle Projekte von Rewilding Oder Delta und Partnern, dass Lösungen möglich sind: nachhaltige Fischerei, Wiederherstellung von Seegraswiesen und Riffen, mehr Dialog über Ländergrenzen hinweg. Auf der internationalen Konferenz „Sea of Opportunities“ in Stralsund wurden dafür konkrete Schritte diskutiert – und ein starkes Netzwerk geknüpft, das auch in Zukunft den Ostseeschutz voranbringen soll.

Wie kann es gelingen, gemeinsam, länder- und sektorübergreifend den Schutz der Ostsee zu verbessern und den Weg für effektive Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen in Meeres- und Küstenökosystemen dieses bedrohten Meeres zu ebnen? Lösungen für diese Frage zu entwickeln war das Kernthema zweier Projekte von Rewilding Oder Delta UND gleichzeitig die Leitfrage für die internationale Konferenz „Sea of Opportunities“ – „Meer der Möglichkeiten: Zusammenarbeit für einen wirksamen Schutz und die Wiederherstellung der Ostsee“, die vom 22.-24. September im OZEANEUM in Stralsund stattgefunden hat.

Rund 80 Vertreter*innen verschiedener Behörden, Forschungsinstitute und Interessengruppen aus Deutschland, Schweden, Litauen und Polen waren der Einladung von Rewilding Oder Delta gefolgt. Dazu gehörten auch Rüdiger Strempel, der Geschäftsführer von HELCOM, dem Helsinki-Abkommen zum Schutz der Meeresumwelt im Ostseeraum, und Sebastian Unger, zuständiger Unterabteilungsleiter aus dem BMUKN.

Eindrücke von der Abschlusskonferenz aus Stralsund, Bild unten rechts: Sebastian Unger, BMUKN
Eindrücke von der Abschlusskonferenz aus Stralsund, Bild unten rechts: Sebastian Unger, BMUKN

 

Warum der Ostseeschutz dringender denn je ist

Noch immer hat die Ostsee keinen guten Umweltzustand erreicht. Auf der Konferenz in Stralsund wurde deutlich:

  • Menschliche Nutzungen an Küste und Meer müssen stärker mit der Natur in Einklang gebracht werden.
  • Überdüngung und folglich Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft in die Ostsee müssen sinken.
  • Fischerei muss ökosystembasiert gestaltet werden, sodass Artenvielfalt und Nahrungsnetze im Meer geschützt werden.
  • Wertvolle Lebensräume wie Seegraswiesen, Riffe oder Salzgrasländer müssen wiederhergestellt werden. Dies ist notwendig für uns Menschen.
  • Das Bewusstsein hierfür zu schaffen – in der Öffentlichkeit und bei unterschiedlichen Interessengruppen – ist der erste Schritt für einen nachhaltigen Ostseeschutz.
  • Der Dialog mit allen Akteuren ist eine wichtige Basis für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen und insbesondere für deren Akzeptanz.

 

Das Baltic Coast Dialog-Netzwerk: Lösungen im Gespräch entwickeln

Wie gelingt Zusammenarbeit über Grenzen und Sektoren hinweg? Ein Ansatz dafür ist das Baltic Coast Dialog-Netzwerk, das im Rahmen eines zweijährigen Projekts von Rewilding Oder Delta und internationalen Partnern aufgebaut wurde. Das Projekt wird durch das BMUKN im Rahmen der European Environmental Initiative (EURENI) gefördert wird und wird zum Jahresende 2025 formal auslaufen. Rewilding Oder Delta, das Baltic Environmental Forum aus Litauen, das schwedische Fisheries Secretariat (FishSec), die Meeresstation Hel der Universität Danzig, die Polnische Gesellschaft für Vogelschutz (OTOP) sowie die Deutsche Umwelthilfe e.V. haben hier ein Netzwerk verschiedener Akteure im Ostseeraum aufgebaut.

In insgesamt vier Workshops diskutierten Vertreter*innen aus Naturschutz, Fischerei, Landwirtschaft und anderen Interessengruppen, wie sich Konflikte zwischen Nutzung und Schutz besser lösen lassen. Im Fokus stand vor allem ein nachhaltiges Fischereimanagement. Auf der Konferenz in Stralsund wurden die Ergebnisse vorgestellt – begleitet von aktuellen Forschungsergebnissen zu Themen wie:

  • Nährstoffeinträge in die Ostsee,
  • Umgang mit invasiven Spezies in der Ostsee,
  • Umgang mit der Fischerei in geschützten Meeresregionen,
  • Ökosystembasiertes Fischereimanagement

Ein Meilenstein: Die Gründung einer LinkedIn-Gruppe des Baltic Coast Dialogs, die bereits aktiv genutzt wird und Interessierte weiterhin miteinander vernetzt. Diese Austauschplattform ermöglicht es, vielfältige Themen in Bezug auf die Ostsee und deren Schutz sowie Antworten auf dringliche Fragen zu kommunizieren und zu diskutieren. Tritt hier bei: der Gruppe beitreten . Die internationale Perspektive macht deutlich: es geht nur länder- und sektorübergreifend voran, um die Ostsee nachhaltig zu schützen. Umso wichtiger ist es, auch über die Konferenz und das Projekt hinaus vernetzt zu bleiben.

Dabei steht insbesondere ein nachhaltiges Fischereimanagement im Vordergrund. Zu diesem Thema wird am 13. Und 14. November 2025 der fünfte Workshop in der Dialogreihe in Polen durchgeführt. Das Thema: Beifang von Meeressäugern und Seevögeln in der Ostsee – Wissen in Handeln umsetzen. Registriere dich unter folgendem Link für deine Teilnahme am Event: Eventregistrierung Workshop Bycatch

 

Wiederherstellung mariner Lebensräume: Mehr als Naturschutz

Ein zweiter Schwerpunkt der Konferenz waren die Ergebnisse des durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des BMUKN geförderten Rewilding Oder Delta Vorhabens „Vorteile der Wiederherstellung von marinen Ökosystemen und deren Leistungen an der deutschen Ostsee“. Im Fokus standen vier besonders wertvolle Lebensräume:

  • Seegraswiesen
  • Steinriffe
  • Sandstrände und Sandlebensräume
  • Salzgrasländer

Diese Lebensräume sind nicht nur ökologisch bedeutsam, sondern leisten auch einen Beitrag zu Küstenschutz, Tourismus, Fischerei, Landwirtschaft und Klimaschutz. Die Projektinhalte hatten zum Ziel, die Expertise und Erfahrungen mit ersten Wiederherstellungsmaßnahmen der verschiedenen Interessengruppen zusammenzuführen sowie die ökologischen und ökonomischen Leistungen Ostsee-typischer Lebensräume in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

In vier Workshops hat Rewilding Oder Delta mit  Expert*innen konkrete Handlungsempfehlungen für die Wiederherstellung dieser Lebensräume entwickelt, die erstmals auf der Konferenz vorgestellt wurden. Ergänzt wurden die Ergebnisse durch Faktenblätter, Interviews und ein Erklärvideo, die bereits online verfügbar sind. LINKS findest du ganz unten im Artikel.

Aquarium mit Quallen im OZEANEUM Stralsund
Aquarium mit Quallen im OZEANEUM Stralsund

 

Fazit: Ostseeschutz braucht Zusammenarbeit

Die Konferenz und die beiden Projekte machten eines klar: Schutz und Wiederherstellung der Ostsee gelingen nur, wenn alle Akteure gemeinsam handeln – über Ländergrenzen und Sektoren hinweg. Dialog, wissenschaftliche Expertise und konkrete Maßnahmen bilden dabei die Grundlage.

Wir alle tragen Verantwortung, diese einzigartige Meeresregion zu erhalten – als Lebensraum für unzählige Arten, als Wirtschaftsfaktor für Küstenregionen und als wichtigen Verbündeten im Klimaschutz und zum Schutz unserer Lebensgrundlagen.

 

Mehr Informationen zu den Projekten, Ergebnissen und zur Beteiligung am Baltic Coast Dialog findest du hier:

  • [Baltic Coast Dialog Website] – Link
  • [LinkedIn-Seite des Baltic Coast Dialogs]  – Link
  • [LinkedIn-Gruppe des Baltic Coast Dialogs] – Link
  • [Web-Beiträge sowie Faktenblätter des „Marine Ökosysteme und ihre Leistungen-Projekts“] – Sandlebensräume, Salzgrasländer, Steinriffe, Seegras
  • [Link zum Erklärvideo] – Link

 

Text: Ulrike Frenzel, Katrin Wollny-Goerke, Laura Meinecke, Katrin Quiring
Fotos: Ulrike Frenzel
Redaktion: Ulrike Frenzel

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