Menschen, Luchse und Wölfe: Grenzübergreifende Workshops fördern Bewusstsein für Rewilding

Dezember 12, 2024

Warum sind Beutegreifer essenziell für ein gesundes Ökosystem? Können diese Arten mit Menschen zusammenleben? Welche Schritte sind notwendig, um potenzielle „Interessenskonflikte“ zu vermeiden? Diesen Fragen widmete sich der zweitägige Workshop „Für eine gemeinsame Landschaft: Menschen, Luchse, Wölfe“, der am 22. und 23. November 2024 im Grenzübergreifend arbeitenden Zentrum für Umweltbildung in Zalesie stattfand. Die Veranstaltung wurde von Rewilding Oder Delta e.V. und Praca Przyrodnika Sp. z o.o. organisiert.

Der Workshop Für eine gemeinsame Landschaft: Menschen, Luchse, Wölfe “ fand am 22.-23. November 2024 im Grenzübergreifend arbeitenden Zentrum für Umweltbildung in Zalesie (TOEE) statt.
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta

Die Rückkehr der Wildtiere

Große Beutegreifer waren einst weit verbreitet auf dem europäischen Kontinent, doch ihre Bestände sind über die Jahrhunderte drastisch geschrumpft. Zu den Arten, die in Deutschland zeitweise ausgerottet wurden, zählen Luchs und Wolf – zentrale Bestandteile des gesunden Ökosystems. Beide spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Pflanzenfresser-Populationen und tragen so zur Schaffung vielfältiger Lebensräume bei. 

Dank Rewilding-Maßnahmen – wie der Wiederherstellung natürlicher Prozesse, der Wiederansiedlung von Arten und Bildungsinitiativen – kehren diese Raubtiere schrittweise in ihre angestammten Lebensräume zurück. Ein essenzieller Bestandteil dieser Bemühungen ist der Dialog zwischen Wissenschaft, Behörden und lokalen Gemeinschaften, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. 

Links: Ein wolf in der Ueckermünder Heide | Rechts: Eurasischer Luchs
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta

Kooperationen und Wissensaustausch

Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit mit der Westpommerschen Naturgesellschaft (ZTP), die sich für die Wiederansiedlung des Luchses im Oderdelta einsetzt, organisierte das Team von Rewilding Oder Delta e.V. (ROD) gemeinsam mit Praca Przyrodnika Sp. z o.o. den Workshop. Die zweitägige Veranstaltung bot wertvolle Einblicke in die Ökologie von Luchs und Wolf und stellte Wege zur Minimierung von Konflikten zwischen Mensch und Wildtier vor.

Krzysztof Adamczak, Vertreter der Regionaldirektion für Umweltschutz in Stettin, erklärte Schritt für Schritt die Verfahren zur Schadensregulierung und gab praktische Hinweise zum Umgang mit Wolfsproblemen. Heiner Schumann vom Institut für Waldökosysteme in Eberswalde stellte präventive Maßnahmen aus Deutschland vor, darunter Beratungsdienste zur Sicherung von Viehweiden und finanzielle Unterstützung für Schutzmaßnahmen. 

Die Veranstaltung fand mit Unterstützung lokaler Behörden und Institutionen statt | Rechts: Die Teilnehmer während des Workshops
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta

Luchse in der Landschaft

Die Rückkehr des Luchses nach Nordwestpolen ist den Maßnahmen von ZTP seit 2019 zu verdanken. Seit 2022 ist ROD Partner dieser Bemühungen und arbeitet derzeit an den Zielen des EU-finanzierten LIFE-ProgrammsAusweitung des Luchsbestands in Nordpolen“.

Am zweiten Workshoptag stand die Wiederansiedlung des Luchses im Mittelpunkt. In Westpommern bieten günstige natürliche Bedingungen – darunter große Waldgebiete, ein vielfältiges Landschaftsmosaik, gute ökologische Korridore und ausreichend Beute – ideale Voraussetzungen für die erfolgreiche Rückkehr der Art. 

Dr. Aleksandra Kraśkiewicz von ZTP betonte die Bedeutung der Überwachung der Luchse mittels GPS-Halsbändern: Das Tracking liefert uns zahlreiche Informationen über das Verhalten der Tiere und darüber, ob sie sich menschlichen Siedlungen nähern, um nach Nahrung zu suchen. Dies ist entscheidend, um Konflikte zu minimieren.

Links: Dr. Aleksandra Kraśkiewicz während des Vortrags | Rechts: Feldtraining für ROD-Mitarbeiter
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta | Neil Aldgridge / Rewilding Europe

ZTP führt Schulungen für Feldmitarbeiter, u.a. für die von ROD, durch. Daraus entstehen Interventionsgruppen entlang der polnisch-deutschen Grenze. Diese Teams überwachen die Bewegungen der Luchse, fangen Tiere ein, um sie zu untersuchen oder Tracking-Halsbänder zu erneuern, transportieren verletzte Tiere zur Behandlung und entscheiden über das weitere Vorgehen bei problematischen Individuen. 

Mehr als nur Vorträge

Der Workshop beinhaltete auch multimediale Präsentationen wie „Wölfe des WkrzańskaWaldes und des Odertals“, mit beeindruckenden Aufnahmen von Sylwia Rylowska, Fernando Schmidt und Lech Jędras. Dank zahlloser Stunden, die die Fotografierenden zur Beobachtung der Wölfe in der Natur verbrachten, erhielten die Teilnehmenden einen faszinierenden Einblick in das Leben der scheuen Tiere in freier Wildbahn. 

Ein geführter Waldspaziergang bildete den Abschluss des Workshops und bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, die vielgestaltige, postglaziale Landschaft zu erleben. Es wurde ein Raum geschaffen, um Eindrücke auszutauschen, Fragen zu stellen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Zudem demonstrierten ZTP-Mitarbeitende den Umgang mit Geräten zum Aufspüren der besenderten Luchse, was den Alltag der Feldbiologen undbiologinnen greifbar machte.

Teilnehmer bei einem Spaziergang am zweiten Tag des Workshops zum Thema „Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Landschaft: Menschen und Luchse“
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta

Der Weg nach vorne

Die Veranstaltung wurde sowohl von institutionellen Vertretern und Vertreterinnen als auch von lokalen Bewohnern und Bewohnerinnen mit Begeisterung aufgenommen. Sie vermittelte wertvolles Wissen, förderte den grenzübergreifenden Dialog und unterstrich die Bedeutung großer Beutegreifer für das ökologische Gleichgewicht.

Die Organisatoren und Organisatorinnen des Workshops und ihre Partner planen, ähnliche Initiativen fortzuführen, um das Verständnis für Wiederansiedlung und die gemeinsame Landschaft von Mensch, Luchs und Wolf weiter zu stärken.

Teilnehmer des Workshops „Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Landschaft: Menschen, Luchse, Wölfe“ in Zalesie, PL
Sylwia Rylowska / Rewilding Oder Delta

Veranstalter:

Partner:

Unterstützer:


Basierend auf: „Ludzie, rysie, wilkispotkanie edukacyjne w duchu rewilding“ von Sylwia Bryniarska und Agnieszka Soboń 
Inhaltliche Beratung: Wiebke Brenner

Der Workshop ist Teil des Projekts LIFE22-NAT-PL-LIFE LYNX PL LT DE „Ausweitung des Luchsbestands in Nordpolen“, kofinanziert von der Europäischen Kommission. 

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