Zwei Tage voller Wissen, Naturerlebnissen und lebendiger Diskussionen für Biberinteressierte, Biberfreunde und auch Biberkritiker.

Am 13. und 14. Juni 2025 wurde in Anklam, Gützkow und Menzlin ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert: 50 Jahre Wiederansiedelung des Bibers an der Peene. Realisiert wurden diese spannenden zwei Tage gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Die Bibertage 2025 lockten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Vertreter:innen von dem NABU, der Unteren Naturschutzbehörde, dem BUND, Naturparken, dem Landkreis, naturbasierten Unternehmen, der Deutschen Bahn, Vereinen, der Stadt Anklam sowie dem Bauernverband Ostvorpommern nahmen an der Veranstaltung teil. Das gemeinsame Ziel: Den Biber besser verstehen und Wege finden, wie ein konfliktarmes Miteinander gelingen kann. Es wurde offen und konstruktiv über Nutzungskonflikte, Kooperationsmöglichkeiten und die Rolle des Bibers im Natürlichen Klimaschutz diskutiert.

Fachwissen trifft Erlebnis
Der Auftakt am Freitag begann im Theater Anklam mit einem Grußwort von Frau Dr. Heike Culmsee, Leiterin der Abteilung 2 beim LUNG. Ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm bot tiefgreifende Einblicke in die Biologie, Geschichte, Rolle des Bibers sowie Methoden, um die Aktivitäten des Bibers zu steuern – stets im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Nutzungskonflikten.
Ulrich Meßlinger schilderte, wie der Biber als „Landschaftsgestalter“ wirkt – mit all seinen Chancen und Herausforderungen und berichtete von seinen erfolgreichen Methoden, die Aktivitäten des Bibers zu lenken und zum Vorteil zu nutzen. Gestützt von Zahlen, Daten und Fakten untermauerte er seinen Standpunkt, dass Prävention und Lenkung wirtschaftlicher sind, als die Bekämpfung und konnte ebenso statistische Nachweise erbringen, dass die die gesamte Artenvielfalt mit steigender Anzahl von Biberrevieren in außergewöhnlichem Maße zunimmt. Er zeigte Wege auf, wie Naturschutz und Landnutzung mit dem Biber möglich sind.
Annett Schumacher vom Arbeitskreis Biberschutz Sachsen-Anhalt berichtete über die Erfolgsgeschichte der Elbebiber-Rückkehr mit eindrucksvollem Bildmaterial. Ihre kritische Auseinandersetzung zu Fragen des Hochwasserschutzes und zum Deichschutz bat auch Skeptikern einige lösungsorientierte Handlungsempfehlungen für Aktionen, wie sie in Sachsen-Anhalt bereits umgesetzt werden.
Franziska Neubert zeigte auf, wie sich die Biberpopulation in Mecklenburg-Vorpommern seit 2000 entwickelt hat.
Ein internationaler Blick kam durch unsere Mitarbeiterin Dr. Katarzyna Kozyra-Zyskowska hinzu, die über Schutz und Zusammenleben mit dem Biber in Polen referierte. In Polen gilt die Wiederansiedlung des Bibers als Erfolgsgeschichte des Naturschutzes. In Umweltkreisen wird der Biber als Verbündeter im Klimaschutz betrachtet. Er ist in Polen streng geschützt. Sein Bild findet sich als geschätztes Tier immer wieder auf Landesbriefmarken wieder.
Den emotionalen Höhepunkt boten Bettina und Christian Kutschenreiter, deren Fotografien und Geschichten aus dem Leben einer Biberfamilie viele Zuhörer:innen tief berührte und völlig neue Einblicke in das Leben von Bibern im Verlauf mehrerer Jahre lieferten.
Die Teilnehmer:innen waren dazu angehalten, ihre Fragen und Bedenken vorzubringen. Die Vortragenden haben diese umfassend beantwortet und konnten mit Vorurteilen, Ohnmachtsgefühlen, Befürchtungen und Ängsten fast vollständig aufräumen.
Natur hautnah erleben
Am Abend standen verschiedene Exkursionen zur Auswahl: eine Solarbootfahrt sowie eine Kanutour auf der Peene oder die jährlich stattfindende Naturparkführung „Von Bibern, Himmelsziegen und Orchideen“. Bei allen Exkursionen konnten die Teilnehmenden den Biber in seinem natürlichen Lebensraum erleben und erfuhren, wie stark er die Landschaft rund um die Peene mitgestaltet. Der Biber wurde mehrfach im Wasser der Peene und kurz vor den Booten gesichtet und mit Spannung warteten die Teilnehmer immer wieder auf ein erneutes Auftauchen vor seiner Biberburg bevor sie mit dem Booten zum Abschluss des Tages in den Sonnenuntergang glitten und beseelt nach Hause gingen.
Aktiv werden: Praxisaktionen & Austausch
Nach einem gemeinsamen Biber-Frühstück lag der Fokus des zweiten Tages auf praktischen Lösungen im Umgang mit dem Biber und dem Zusammenleben dort, wo menschliche Nutzungsansprüche auf das natürliche Verhalten des Bibers stoßen.

Den Teilnehmer:innen wurde das sogenannte „Biber-Notfallset“ von Rewilding Oder Delta und seine Anwendung inklusive Besonderheiten vorgestellt.

Maximilian Stinnes: „Das Biber Notfall-Set beinhaltet einfache Mittel zum Schutz vor Schäden durch den Biber an Privateigentum wie Gärten, Obstbäumen oder kleinen privaten Teichen. Wir können den Biber nicht entfernen, doch wir können es ihm so schwer machen, dass der Biber das Interesse verliert. Dabei nutzen wir verschiedene Mittel wie Einzelbaumschutz mittels Drahthose oder Verbissschutzmittel. Zum Schutz von Grundstücken hat sich die Abwehr mittels Weidezaungerät bewährt.“
Rewilding Oder Delta kann ein Gerät für ein bis zwei Wochen zur Verfügung stellen. Gerne kommt Max bei Ihnen vorbei und berät Sie dahingehend, wie man Abwehrmaßnahmen durchzuführt.
Teilnehmende lernten weiterhin unter Anleitung, Schutzmaßnahmen wie das Anbringen von Zäunen an gefährdeten Bäumen oder das Aufstreichen einer schützenden Wöbra-Schicht umzusetzen – einfache, aber wirksame Methoden, um Schäden zu verhindern und trotzdem dem Biber seinen Platz zu lassen. Es war bereits viel Wissen zum Biber vorhanden. So konnten die Teilnehmer:innen im regen Austausch auch von den Erfahrungen anderer Teilnehmer:innen profitieren.

Fazit: Ein Tier mit Konfliktpotenzial – und großem Mehrwert
Die Bibertage 2025 machten deutlich: Der Biber ist zurück – und das nicht zufällig. Als Schlüsselspezies und Ökosystem-Ingenieur leistet er einen unschätzbaren Beitrag zu Artenvielfalt, Wasserhaushalt und Landschaftsgestaltung. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, Lösungen für Konflikte mit Landwirtschaft, Infrastruktur oder Forstwirtschaft zu finden.
Gerade deshalb war das offene, praxisnahe Format der Veranstaltung ein großer Gewinn – für Biberbefürworter:innen, Biberinteressierte und auch Biberkritiker:innen. Wenn Sie über die Aktivitäten von Rewilding Oder Delta informiert bleiben wollen, melden Sie sich gern zu unserem Newsletter am Ende dieser Seite an an.

Die Bibertage 2025 wurden gefördert vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz, nukleare Sicherheit (BMUKN) im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz und kofinanziert durch die Deutsche Postcode Lotterie.